Lage

LAGE
Kreuzstätten

 
 Aus der: Banater Post, 5. Januar 1990, Seite 9 "Banater Ortschaften stellen sich vor (28)"

nach Aufzeichnungen von Nikolaus Schuller


KREUZSTÄTTEN

Im Jahre 1771 haben sich 4 Kilometer östlich von Segenthau 62 deutsche Familien (280 Personen) niedergelassen. Sie kamen aus Würzburg, Straßburg, Bamberg, Elsaß-Lothringen, Böhmen und aus der Schweiz. Sie hießen Adam, Armbruster, Agnes, Barthel, Becker, Chabilie, Dautner, Entner, Feil, Geissler, Gantner, Guss, Hangst, Jäger, Klotzbier, Kraft, Leonhardt, Lehmann, Lorenz, Löffler, Mathes, Maus, Remy, Schuller, Schmalz, Schmucker, Schwarz, Tifferting, Trapp, Weißgärber, Zink. Als Siedler für Südosteuropa meldeten sie sich 1770 in Wien, wo sie registriert wurden und das nötige Handgeld erhielten. Mit dem Schiff fuhren sie auf der Donau bis Werschetz, wo sie an Land gingen. In Temeswar erhielten sie von Karl Neumann von Buchold, einem der betriebsamsten Ansiedler dieser Zeit, genaueste Anweisungen. Sie zogen dann gegen Arad. Bei Segenthau nahm man den Weg Richtung Osten.

Kreuzstätten hat folgende Nachbardörfer: Wiesenhaid 3 km östlich; Firiteaz und Fiscut 6 km südlich; Hunedoara Timisana südwestlich; Segenthau 4 km westlich (Gemeinde, zu der das Dorf heute verwaltungsmäßig gehört); Arad und Kleinsanktnikolaus 8 km nördlich.

Mit der Dorfanlage wurde der Ingenieur Franz Häscher beauftragt. Das Dorf wurde in Form eines Doppelkreuzes angelegt mit der Kirche im Mittelpunkt. Daher der Name "Kreuzstätten" ( rum. Cruceni ). Es gibt auch andere Varianten über die Herkunft und Entstehung des Namens. Eine Sage erzählt, die ersten Ansiedler hätten hier ein Holzkreuz im Boden vorgefunden und hätten gesagt: "Hier an der Stätte des Kreuzes wollen wir uns niederlassen." Eine andere Sage wieder erzählt, man hätte beim Fundamentgraben ein goldenes Kreuz zum Tageslicht befördert. Wahr ist, daß man hier für drei Dörfer eine große Kirche bauen ließ: für Kreuzstätten, Wiesenhaid und Segenthau. Die Leute der zwei Nachbardörfer sagten dann: "Wir gehen zur Kreuzstadt" anstatt: "Wir gehen zur Kirche."

Im Jahre 1782 wurde die Einteilung des Ortes durch Ludwig von Alberti revidiert. Das Dorf entwickelte sich weiter und es wurden neue Gassen angelegt. Die Straßen hießen und heißen im Volksmund: Großgasse, Herrengasse, Pfarrgasse, Brunnengasse, Friedhofgasse, Heckengasse, Bettelmann-Umkehrgasse, Kleinhäuslergasse, Eroberergasse (abgekürzt "Rovin"), Rossengasse, Salasch, Stroßegasse und Haltergasse. Kreuzstätten hatte 10 ganze, 48 halbe und 4 viertel Sessionen d. h. 840 Joch Ackerland, 264 Joch Wiesen, 130 Joch Hutweide und 81 Joch Weingarten, insgesamt 1265 Joch, die häufig den Besitzer, die "Herrschaft" wechselten. Die Sessionen waren in drei Fluren eingeteilt: die Hubertusflur, die Johannisflur und die Wendelinflur. Es gab eine Flur mit Halmfrüchten, eine zweite mit Hackfrüchten und eine Brachlandflur. Die Wiesenflächen sind im Laufe der Jahre immer mehr zusammengeschmolzen, ihre Namen sind auch heute noch im Volksmund bekannt. Eine Wiese gab es an der Grenze mit Firiteaz, genannt "Rauschenwiese", da sie von Anhöhen mit Wald umgeben war und das dort herunterfließende Wasser ein "Rauschen" bewirkte. Die Wisenhaiderwiese gibt es heute noch. Die "Schulwiese", die "Bikowiese" und die "Herrschaftswiese" sind aufgelassen worden.

Gute und schlechte Jahre gingen über das Dorf. Von der ersten Stunde an wurde schwerste Arbeit abgefordert. Den Kolonisten sind neben den harten Anforderungen und Entbehrungen Rückschläge nicht erspart geblieben. Krankheiten und Seuchen forderten viele Menschenleben. Die meisten Sterbefälle im Ort sind in den Jahren 1870 bis 1895 registriert worden, in der Zeitspanne nämlich, in der Cholera, Scharlach, Diphtherie und andere Epidemien wüteten. Die höchste Sterbeziffer verzeichnete man 1886, als bei einer Bevölkerungszahl von 947 Menschen 96 den Krankheiten erlagen.

Die größte Einwohnerzahl hatte das Dorf in der Zeitspanne 1890-1940. Im Jahre 1940 wurden 1175 Seelen registriert. Am 1. Januar 1974 wurden 817 Einwohner in Kreuzstätten gezählt; davon 417 Deutsche. Heute [1990] sind noch ca. 100 Deutsche im Dorf.

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